1. August Rede in Lengwil
Geschätzte Festgemeinde, liebi Fraue, liebi Mannä und Kinder
Es ist mir eine Freude, mit Ihnen zusammen den 732. Geburtstag der Schweiz zu feiern und in einer so schönen Gemeinde einige Gedanken an Sie zu richten.
Das letzte Mal, als ich hier in Lengwil das Wort ergreifen durfte, war 2018 als technischer Leiter beim Schwingfest unter dem OK-Präsidenten Ueli Schild. Dass damals mit Sämi Giger – nach einer langen Durststrecke – endlich wieder ein Thurgauer das eigene Fest gewinnen konnte, macht Lengwil für mich zu einer besonders schönen Erinnerung.
«Heimat schätzen, Werte leben» ist mein Leitspruch für den diesjährigen 1. August
Liebe Festgemeinde, vor 732 Jahren taten sich die drei Eidgenossen zusammen und säten mit ihrem Schwur das kleine Pflänzchen Schweiz. Sie standen gemeinsam ein für eine freie, unabhängige und sichere Schweiz. Daraus ist eine bis jetzt andauende Erfolgsgeschichte geworden.
In keinem anderen Land verfügen die Bürgerinnen und Bürger über so viel Freiheit, Selbstbestimmung, Sicherheit und Wohlstand wie wir hier in der Schweiz.
Wir dürfen mit Stolz sagen: die Schweiz ist ein grossartiges Land und mit unserer einmaligen direkten Demokratie ist auch gewährleistet, dass die Schweiz von unten her geführt wird.
In keinem anderen Land haben die Bürger und Bürgerinnen so viel zu sagen und können auf allen Stufen mitbestimmen.
Mitbestimmen heisst aber auch – das haben mir meine Eltern früh mit auf den Weg gegeben – Verantwortung übernehmen: Für seine Haltung einstehen und vor allem vorleben, was man selber von anderen fordert. Hier stehen wir alle täglich und persönlich in der Pflicht.
Haben sich doch unsere Vorfahren zusammengeschlossen, weil sie wussten, nur gemeinsam können sie sich aus der Knechtschaft befreien. Sie haben aber auch geschworen, sich gegenseitig zu helfen, wenn sie in Not sind.
Noch mehr, sie haben sich darauf geeinigt, nach welchen Werten sie ihr Zusammenleben gestalten und organisieren möchten. Diese Werte sind der Dünger und das Wasser, welches das Pflänzchen oder besser den Baum Schweiz gedeihen lässt. Ich würde deshalb das Wort Werte sogar noch ergänzen, nämlich zu «Wertvoll».
Gerade in der heutigen unsinnigen Genderdiskussion, wo Heimatliebe als ewig gestern abgetan wird.
Wo der Satz «das Geld muss zuerst verdient werden, bevor es ausgegeben werden kann», zumindest bei Politikern vergessen gegangen ist.
«Nachhaltigkeit» heisst heute offenbar, man klebt sich auf die Strasse und hält Leute vom Arbeiten ab, fliegt aber heimlich in die Ferien.
Unsere Nationalhymne soll wegen dem Lobgesang auf unseren Herrn angepasst werden und auch sonst müssen wir uns angeblich bei Traditionen und im Leben überall angleichen.
Ja, immer mehr diktiert eine kleine, aber laute Minderheit über die Mehrheit, was total undemokratisch und freiheitsfeindlich ist.
Genau deshalb, liebe Festgemeinde, sollten wir nicht vergessen, was uns erfolgreich gemacht hat und welche Werte hinter diesem Erfolg stehen.
Aber unsere Freiheit, unsere Unabhängigkeit, die immerwährende Neutralität, unsere innere wie auch unsere äussere Sicherheit, die Lebensmittel- und Energieversorgungsicherheit, das freie Unternehmertum und sogar die Altersvorsorge sind in Gefahr. Wir müssen hier gemeinsam als Gesellschaft wieder Gegensteuer geben.
Dafür dürfen wir aber nicht einfach nach Bern zeigen, sondern müssen wieder vermehrt bereit sein, selber anzupacken, für eine Meinung einzustehen, unsere politischen Rechte wahrzunehmen. So können wir auch die Tendenz zur Bevormundung der Bürgerinnen und Bürger mit immer mehr Vorschriften, Gesetzen und Verboten stoppen.
Denn die Schweiz ist eine Willensnation! Aber Willensnation heisst nicht «Ich will und die andern sollen es machen und am liebsten auch noch alle Wünsche bezahlen». Nein, der Begriff Willensnation sagt, dass wir trotz verschiedener politischer Einstellung, trotz unseren verschiedenen Sprachregionen und trotz verschiedenen Ansichten, gewillt sind, zusammen für eine erfolgreiche Schweiz einzustehen, anzupacken, Verantwortung zu übernehmen und immer wieder Lösungen zu suchen.
Deshalb müssen wir wegkommen, nur für uns und unsere kurzfristigen Vorteile zu schauen und dabei die Gemeinschaft zu vergessen.
Wir müssen wegkommen, der jungen Generation Z vorzuwerfen, sie sei faul, aber selber sind wir nicht bereit, länger zu arbeiten für eine sichere AHV.
Wir müssen wegkommen, nur ideologisch zu denken und damit fahrlässig die sichere Energieversorgung und unsere Selbstversorgung mit guten Schweizer Lebensmitteln an die Wand zu fahren.
Wir müssen aufhören, aus falscher Toleranz unsere Herkunft und unsere christlichen Grundwerte nicht mehr zu leben.
Wir müssen aufhören darüber zu diskutieren, wie gendergerecht Verkehrsschilder sein sollen, oder wer jetzt welche Toilette benutzen darf, satt endlich die grossen gesellschaftlichen Probleme anzupacken.
Wir müssen wegkommen, alles mit immer neuen Gesetzen zu regeln und nach dem Vater Staat zu rufen, nur um sich selber aus der Verantwortung zu nehmen.
Wir müssen aufhören, mit immer weniger Arbeit und Einsatz immer mehr zu wollen, und wenn es dann in die Hosen geht, die hohle Hand beim Staat zu machen.
Wir müssen wieder selber bestimmen, wer als Gast in unser Land kommt, auch wenn das vielleicht kurzfristig Nachteile bringt.
Wir müssen wieder zusammenstehen, gemeinsam anpacken, kämpfen, bei Wahlen und Abstimmungen teilnehmen, um das Pflänzchen Schweiz, welches vor 732 Jahren gepflanzt wurde, zu erhalten. Damit auch unsere Kinder und Enkelkinder noch zahlreiche Früchte von diesem erfolgreichen Pflänzchen Schweiz ernten können. Und schauen Sie da in die Runde, diese zahlreichen Kinder haben doch unseren Einsatz verdient.
Wenn ich auf die zahlreichen Lehrabschlussfeiern mit den vielen engagierten Jugendlichen oder den Besuch am Podium an der Pädagogischen Hochschule zurückblicke.
Wenn ich die Berichte über die zahlreichen Jugendlager von Cevi, Pfadi bis hin zu diversen Sportlagern lese, in denen Kinder ihre Ferien verbringen und Spannendes erleben durften.
Wenn ich sehe, wie sich viele Menschen als Helfer oder in den Organisationskomitees an zahlreichen Festen engagieren und ihre Zeit und ihr Wissen für eine gemeinsame Sache und für die Gemeinschaft einsetzen.
Wenn ich sehe, wie engagiert und mit Freude meine Kolleginnen und Kollegen mich und meine Frau heute beim Brunch unterstützt haben.
Ja, und wenn ich sehe, wie hier am 1. August zahlreiche Familien mit fröhlich spielenden Kindern mit dabei sind, stimmt mich das für die Zukunft optimistisch und dass die Werte der Vergangenheit immer noch wertvoll sind
Das zeigt uns: Es lohnt sich und es ist unsere Pflicht, dass wir uns für unsere Gesellschaft und Gemeinschaft engagieren, sei das in Vereinen, in der Feuerwehr, in der Kinderbetreuung, Nachbarschaftshilfe, in der Kirche, einfach überall, wo wir vielleicht nicht direkt einen kurzfristigen Profit haben.
Dafür können wir unheimlich viel lernen, gemeinsam etwas erleben, Freundschaften finden und dazu noch Gutes tun.
Es ist unsere Aufgabe, nicht nur von schönen Erlebnissen von früher zu erzählen, sondern diese Erlebnisse auch jetzt zu ermöglichen und in der nächsten Generation die Sehnsucht und Begeisterung dafür zu wecken, in dem wir diese Werte vorleben.
Meine vielen Engagements, die ich immer als Teamleistung von mir und meiner Frau sehe, bestätigen mir immer wieder, wer sich für die Gesellschaft und Gemeinschaft einsetzt, lebt zudem viel glücklicher. Gerade diesen Sonntag, als meine beiden «Buäbä» Sämi und Dodo im Schlussgang standen auf dem Brünig. Das machte mich unheimlich glücklich und stolz. Ich wünsche Ihnen deshalb allen ganz viel Glücksmomente bei ihren Engagements.
Als Vater von zwei kleinen Kindern bin ich der vollen Überzeugung, dass es sich lohnt, sich für die Zukunft unseres Land einzusetzen. Ihre funkelnden Augen und ihre Unbekümmertheit und Hoffnung sind für mich aber auch Ansporn, nicht immer den einfachsten Weg zu gehen, sondern den richtigen. So wie es unsere Ur-Väter und Ur-Mütter getan haben.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich gerne einen Versuch mit Ihnen machen. So habe ich letzte Woche einen Bericht von einem Gewerbler gelesen, der sich über eine junge Bewerberin nervte, die mit 21 Jahren nach einem 1-jährigem Auslandaufenthalt beim Vorstellungsgespräch forderte, nur 80 Prozent arbeiten zu wollen, aber das bei vollem Lohn. Der Arbeitgeber nervte sich über die Ansprüche dieser Generation Z und beendete das Einstellungsgespräch. Spannender wäre gewesen zu erfahren, was sie vorgelebt bekommen hat, dass sie solche Forderungen stellt und nicht bereit ist, mehr Einsatz zu geben.
Und da wäre ich bei meinem Versuch. Aus meiner Tätigkeit als Lehrlingsausbildner oder auch als Trainer bei den Schwingern, weiss ich, dass die Jugendlichen sehr wohl bereit sind, Gas zu geben und das nicht nur im Ausgang. Dazu muss man diese Eigenschaften aber vorleben, nicht nur fordern. Und wenn ich gerade jetzt wieder in meinem Telefon die zahlreichen Statusmeldungen ansehe, sehe ich fast nur Bilder von Ferien, Bilder von feinem Essen oder anderen Freizeitaktivitäten. Das aber nicht nur bei Jungen, sondern bei allen, insbesondere bei meinen Politikerkollegen. Deshalb fordere ich Sie auf, posten Sie eine Woche lang auf ihrem Status und den sozialen Medien nur Bilder von der Arbeit, von einem Engagement für die Gesellschaft oder der Familie. Zeigen Sie, dass diese Aufgaben Sie mit stolz erfüllen und leben Sie somit vor, was wir von der nächsten Generation fordern.
Denn nur fordern durch Vorleben und Begeistern bringt langfristig Erfolg! Danke für Ihr Mitmachen.
Konsumieren wir also zukünftig nicht nur das, was uns die vergangenen Generationen durch ihren Fleiss, gelebte Werte und Traditionen alles ermöglicht haben. Sondern leben wir diese Werte aktiv, geben wir die Freude und das Positive weiter, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder noch davon profitieren können und dass wir weiterhin am 1. August nicht nur in Erinnerung schwelgen, sondern stolz auf eine freie, erfolgreiche, sichere, unabhängige Schweiz anstossen können.
In diesem Sinne vielen Dank für Ihren Einsatz für unsere Gesellschaft und Gemeinschaft.
Allen einen schönen Geburtstag der Schweiz!